Wunderlich ist ein sehr schönes Wort. Es hat einen schrulligen Touch,
wie eine alte Frau, die man beim Einkaufen sieht und die durch den Supermarkt herumwandert, zwei, dreimal im Kreise läuft, hier eine Packung Salzstangen im Marmeladenregal Sucht und dort einen Verkäuferin der Weinabteilung nach dem besten Putzmittel fragt. Beschriebe man sie als wunderlich, es wäre zu verstehen. Wunderlich kann aber auch verwunderlich ohne ver- heißen. Das hat dann eher weniger mit alten Frauen zu tun, sondern mehr mit katholischen Mädchengymnasien ohne Reli-LK oder Volkswägen mit AMG-Logos. Und natürlich steckt in wunderlich auch Wunder, welche man sich in wunderlichen Wäldern wirklich gut vorstellen kann, wenn wundersame Gewächse unter verwunschen wirkendenden Weiden wachsen, wenn sich Wasser an weichen Felswänden windet, wenn Wölfe durch die Wiesen waten, wenn Insektenschwärme an warmen Wintertagen von Winden geweckt durch die Lüfte wabern und wunderliche Wesen die Welt durchschweben.
Lucca Kahlfeld