Ein Text aus dem Deutsch Basiskurs bei Frau Shea:
Weil Hunde Tiere sind und ich Taxifahrer bin, sagt man immer. Tiere gehören nicht ins Auto. Aber Wunderbäume schon? Wo ist der Unterschied? Beides riecht unangenehm. Ist ein Hund ein Wunderbaum oder ein Wunderbaum ein Hund? Ich denke nicht, aber ich habe trotzdem einen Wunderbaum am Spiegel hängen. Ich erreiche die Ausfahrt zur Stadt, fahre von der Autobahn ab. Der Fahrgast schläft, es war Stau auf dem Weg zurück vom Flughafen. Mag ich Hunde überhaupt? Ich mag Hot Dogs, aber das ist ja etwas anderes. Der Fahrgast schnarcht, er wackelt ein wenig hin und her bei einer Kurve, ein Leckerli fällt aus seiner Manteltasche, ich sehe es aus dem Augenwinkel. Daher weht der Wind. Welch ein Zufall. Der Stadtring zieht vorbei, die Blitzerlandschaft beobachtet mich, nicht ich sie. Gibt es Taxifahrer mit Hunden? Ich muss meinen Kollegen fragen. Abfahrt ins Zielgebiet, links auf die Brücke über die Schienen. Die Straßenlichter stehen Spalier. Der Fahrgast wacht auf. Schlaftrunken erzählt er mir: „Ich werde meinen Hund verschenken, ich habe nicht genug Zeit für ihn. Und es nervt mich, wie er mir immer entgegenrennt, wenn ich zurückkomme“
10 Minuten später steht mein Taxi am Straßenrand im Wohngebiet. Der Gelbe Lack schillert grünlich durch das Blaulicht. Ich begutachte die eingedrückte Front meines Arbeitsplatzes. Blut tropft auf den Boden, Fellreste kleben am Nummernschild. Der Fahrgast steht teilnahmslos neben seinem überfahrenen Haustier. Darum hat mir heute niemand einen Hund geschenkt.